Die Wanderung zur Himakånå soll eine lohnenswerte Alternative zum berühmten Trolltunga-Hike sein – das zumindest erzählt mir die Freundin aus Haugesund, bei der ich gerade einige Tage zu Besuch bin.
Ein spektakulärer Felsvorsprung hoch über den Fjorden sei die Himakånå (sprich: “Himakona”) ebenso wie das Original bei Tyssedal, 150 Kilometer nordöstlich von hier.
Nur deutlich einfacher und schneller zu erreichen. Das macht mich natürlich neugierig und so fahren wir aus Haugesund heraus in das Örtchen Hindaråvåg bei Nedstrand.
Mit dem Auto brauchen wir eine knappe Stunde für die 55 Kilometer (und treffen damit fast genau die typische Geschwindigkeit bei einem Roadtrip in Norwegen). Ziel ist der Parkplatz am Joker-Supermarkt im Ort.
Dort decken wir uns noch kurz mit ein bisschen Proviant ein, denn wir wollen auf der Spitze des Himakånå-Felsens eine Picknick-Pause einlegen. Wir verstauen ein paar Kvikklunsj-Riegel, Brot und Käse aus der Tube im Rucksack, außerdem genügend Wasser – es ist ein warmer Maitag heute.
Die Wanderung startet mit einigen hundert Metern entlang der Straße, auf der wir gekommen sind und es gibt schon jetzt zahlreiche Wegweiser und rote Pfeile. Das soll sich durch die komplette Wanderung ziehen: Mit Wegmarkierungen wurde hier auf jeden Fall nicht gespart, verlaufen kann man sich auf dem Weg zur Himakånå eigentlich nicht.
An einem roten Trafo-Häuschen biegen wir nach links auf einen Feldweg, der uns bergauf in einen Fichtenwald führt. Schon nach wenigen Metern Steigung merken wir, dass wir viel zu warm angezogen sind und entledigen uns erst einmal ein paar Klamotten. Nach dem langen Winter in Norwegen sind wir offensichtlich noch nicht ganz auf so warme Frühlingstage eingestellt.
Zwischendurch lichtet sich der Wald immer wieder und gibt den Blick frei auf den Boknafjorden mit seinen zahllosen kleinen Inselchen. Mehrmals öffnen wir auf dem Weg kleine Pforten und klettern über ein paar Weidezäune: Der Wanderweg führt über das Gelände einer Farm, deren Schafe hier am Wegesrand grasen.
Auf jeder Pforte steht in dicken Buchstaben “Lukk grinda” oder “Lukk porten”, gerne mit mehreren Ausrufezeichen versehen, “Pforte schließen!”. Ein Hinweis darauf, dass hier auch gerne Touristen und unerfahrene Wanderer unterwegs sind.
Die meisten Norweger wissen eigentlich: Wenn die Pforte offen bleibt, büchsen die Tiere aus. Kommt das öfter vor, widerruft der Bauer vielleicht irgendwann die Erlaubnis, dass der Wanderweg über seinen Grund verläuft.
Den Nadelwald haben wir mittlerweile endgültig hinter uns gelassen, die Spur führt uns über Wiesen, die erst seit kurzem saftig grün leuchten. Die Schafe scheinen den Frühling ebenso zu genießen wie wir.
Nach der nächsten längeren Steigung wird unser Weg wieder schmaler und führt durch wahre Wälder von Blaubeerbüschen, aus denen junge Birken ranken.
Immer wieder verläuft der Pfad über Kunststoffgitter: Offensichtlich wird der Untergrund hier nass und matschig, wenn es geregnet hat. Im Moment jedoch ist der Boden knochentrocken.
Einige hundert Meter schlängeln wir uns so durch die Landschaft, bis sich der Ausblick öffnet. Eine Felsformation taucht aus dem Grün, an ihrem Rand fällt es steil hinab und wir blicken hinab auf den Fjord und den Lysevatnet – einem See, der in seiner langgezogenen Form ebenfalls an einen Fjord erinnert.
Nach einer knappen Stunde Wandern sind wir angekommen an der Himakånå.
Neben dem Gipfelbuch, das auf nahezu jedem Gipfel Norwegens ausliegt, finden wir auch die Sage der Himakånå:
Einst wohnte an dieser Stelle eine Trollfrau und ihr war zu Ohren gekommen, dass eine ihrer Nachbarinnen an der anderen Seite des Sees ein Trollbaby bekommen hatte bekommen hatte.
Also setzte sie einen großen Topf mit Haferbrei an, um ihn am nächsten Tag der Nachbar-Trollin zu schenken. Doch sie verschlief am nächsten Tag und startete überstürzt ihre Wanderung an die andere Seeseite.
Sie war gerade dabei, sich im Laufen ihren Rock hochzuziehen, da ging die Sonne und ihr passierte, was allen Trollen bei Sonnenlicht passiert: Sie erstarrte zu Stein und aus ihr wurde die Trollin, die ihr Zuhause nie verließ: eine Himakånå, eine “Heim-Frau”.
Kurzinfos zur Himakånå Wanderung
Dauer der Wanderung: etwa zwei Stunden hoch und runter
Länge der Wanderung: 5,8 Kilometer hin und zurück
Meter über dem Fjord: 357
GPS-Track: Hier herunterladen (Rechtsklick, Speichern und dann ab auf’s GPS-Gerät/ in die App)
Zum Vergleich: Mein Wanderbericht von der Original-Trolltunga
Noch ein Vergleich: Den Wanderbericht meiner Freunde Conny & Sirko vom Nordlandblog findet ihr hier! (Besonders cool: Die beiden waren zum Sonnenuntergang dort!)
Ausrüstungstipps: Meine Packliste für Norwegen-Wanderungen
Geld in Norwegen: Mit der richtigen Kreditkarte lässt sich im Urlaub Geld sparen!
Ist die Himakånå Wanderung nun wirklich eine Alternative zur Trolltunga?
Nach unserem kleinen Picknick an der Himakånå genießen wir den den Ausblick. Natürlich machen wir eine Menge Bilder: Der Ausblick ist wirklich spektakulär und erinnert tatsächlich an die Trolltunga. Es gibt mehrere Felsen und Vorsprünge, an denen waghalsige Fotos möglich sind.
Für unerfahrene Wanderer oder Leute, die keine Lust haben oder nicht in der Lage sind, die wirklich anspruchsvolle Trolltunga-Wanderung anzugehen, ist die Himakånå-Wanderung eine echte und absolut lohnende Alternative zur Trolltunga.
Auch für Familien mit Kindern ist die Himakånå Wanderung klasse. Die Kids sollten aber nicht zu klein sein und auch halbwegs sportlich – wir sind schon an einigen Anstiegen ins Schwitzen gekommen, und das lag nicht nur am Wetter. Wie so gut wie überall in Norwegen ist auch die 357 Meter hohe Himakånå ungesichert und es gibt keine Zäune.
Klar muss aber auch sein: Wer auf der Suche nach einer echten Wander-Herausforderung ist und an seine Grenzen gehen möchte, der ist bei der echten Trolltunga besser aufgehoben und nutzt die Himakånå eher zum Training.
Vielen Dank, dass du meinen Beitrag gelesen hast – ich freue mich!
Hast du Fragen oder Tipps? Ich freue mich über deinen Kommentar!
2 Kommentare
Schade, der link zum GPS Track funktioniert leider nicht, Hätte ihn gerne gehabt, übernächste Woche geht es los gen Norden 🙂 und bin noch auf der Suche nach Anregungen.
Hei Heide,
der GPS-Track müsste eigentlich klappen, ich habe ihn gerade noch einmal testweise in die Googlemaps geladen und da läuft er einwandfrei – wie auch auf meinem GPS-Gerät.
Ich habe hier noch eine Alternative zum Download gefunden, vielleicht klappt es mit dem Track besser? Ansonsten: Die Tour zur Himakånå ist echt großartig beschildert, eigentlich braucht man dort keine GPS-Route.
Liebe Grüße,
Timo