Per Interrail durch Norwegen und Europa – eines der großen Abenteuer, die schon ewig auf meiner Liste stehen! Irgendwie hatte ich in den letzten Jahren immer wieder andere Pläne oder es kam etwas dazwischen. Leider!
Denn wer einmal eine Interrail-Reise unternommen hat, schwärmt meist noch Jahre später davon. Gerade im Moment stehen Zugreisen mit dem Interrail-Ticket ein bisschen im Fokus: Die EU hat beschlossen, in diesem Jahr 15.000 Tickets an 18jährige Europäer zu verschenken – eine wirklich großartige Idee, wie ich finde!
Mit der Bahn durch Norwegen zu reisen ist etwas ganz besonderes: Zwar gibt es verhältnismäßig wenig Zugstrecken in Norwegen – zu viele Fjord, die im Weg liegen und zu viel schroffes und undurchdringliches Gebirge. Die Strecken die es gibt, haben es dafür aber in sich und gehören zu den schönsten Zugstrecken überhaupt auf der Welt.
Interrail: Per Bahn durch Norwegen

Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche gemacht nach jemandem, der mir von seinen Interrail-Erfahrungen in Norwegen berichten können. Gefunden habe ich Reisebloggerin Mila. Sie war per Interrail in ganz Skandinavien mit der Bahn unterwegs und hatte netterweise Lust auf ein Interview:
Hei Mila, schön, dass du dir die Zeit nimmst! Du hast auf einer Interrail-Reise fast ganz Skandinavien erkundet, oder? Wie sah deine Route aus?
Hei Timo, sehr gerne, es geht schließlich um mein Herzensland. Und Du hast Recht, ich habe mit einer Freundin tatsächlich fast ganz Skandinavien erkundet – lediglich der Abstecher zum Nordkapp hat gefehlt.
Unsere Route hatte es in sich! Ich versuche, sie mal grob zu skizzieren, sonst würde ich wohl den Rahmen sprengen:
Los ging es von Köln nach Göteborg. Ab da waren wir mit dem Zug unterwegs. Unser Weg führte uns nach Oslo und von dort mit der Bergen-Bahn nach Bergen. Von Bergen nach Myrdal und mit der Flåmsbanan nach Flåm an den Aurlandsfjord. Von dort ging es mit dem Expressboot nach Balestrand. Mit dem Bus ging es von Badestrand weiter über Geiranger nach Ålesund.
Die Jugendstil-Stadt verließen wir ebenfalls mit dem Bus und fuhren nach Åndalsnes. Durch das Gebirge setzen wir unseren Weg mit dem Zug über Dombås nach Trondheim fort.
Von Trondheim traten wir kurz vor Mitternacht unserer längste Reise in Norwegen an. Es ging an der Küste – mit Blick aufs Wasser – mit dem Nachtzug hoch nach Fauske. Da das Schienennetz in Fauske endet, ging es am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Narvik und von dort nach Tromsø, wo wir den nördlichsten und letzten Ort unserer Reise in Norwegen erreichten.
Von Tromsø fuhren wir mit dem Bus weiter erst nach Finnland, anschließend ging es noch durch fast ganz Schweden.

Norwegen hat im Vergleich zu Deutschland oder anderen Ländern Europas ein ziemlich kleines Schienennetz. Wie kamst du auf die Idee, dir trotzdem den Länderpass für Norwegen zu besorgen?
Für uns stand von Anfang an fest: wir möchten nach Norwegen! Natürlich, was für eine Frage. Wir haben uns keinen einzelnen Länderpass gekauft, sondern hatten ein Global-Ticket, der alle Zonen von A-H abgedeckt hat.
Wir konnten also einen Monat quer durch Europa fahren, wo immer wir auch wollten. Tatsächlich haben wir in Norwegen auch viele Überlandbusse genutzt, da, wie Du schon sagtest, das Schienennetz nicht das Größte ist. Oft haben wir Ermäßigungen bekommen, als wir unser Ticket vorgezeigt haben.
Und haben sich deine Erwartungen erfüllt? Hat sich der norwegische Teil der Reise gelohnt?
Norwegen ist jede Reise wert. Es lohnt sich immer und du wirst nie enttäuscht. Die Natur und die Herzlichkeit der Norweger ziehen Dich in ihren Bann und lassen Dich nicht mehr los. Außerdem lernst Du ganz schnell zu entschleunigen, was für mich Großstadtkind immerganz wunderbar ist – der norwegische Teil der Reise hat sich also gelohnt.

Das Gebirge in Mittelnorwegen, die Fjordlandschaft im Westen oder der arktische Norden – wo liegen die schönsten Bahnstrecken Norwegens?
Puh, das ist schwierig! Jeder Teil hat etwas für sich. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich Dank meiner Eltern, meine Herbstferien in Südtirol verbracht habe. Wir sind da in den Dolomiten unterwegs gewesen, aber auch in den Ötztaler Alpen. DAS sind Berge und bedeuten für mich Gebirge, da können die norwegischen Gebirge für mich höhenmäßig nicht mithalten. Vermutlich würde ich anders denken, wenn ich nun in Norwegen herumkraxeln müsste…
Mein Favorit war aber eindeutig der Nachtzug von Trondheim nach Fauske. Der Blick aus meinem Liegesessel durch das Fenster aufs Wasser und die warmen Farben der Mitternachtssonne, war einfach unbeschreiblich schön.
Ansonsten liebe ich ja eher die Weite, das Raue und Schroffe in Lappland, aber da fährt leider keine Bahn.

Und welches waren deine Favoriten unter den Zielbahnhöfen? Wo sollten Interrail-Reisende in Norwegen unbedingt einen längeren Stopp einplanen?
Schön war es, auf dem Weg von Oslo nach Bergen, die Mini- Bahnhöfe im Gebirge zu sehen – die waren sehr nett und wir waren vom Bahnhof in Bergen sehr angetan. Das mag aber vielleicht auch an meiner Liebe zur Stadt liegen.
Mehr zum Thema: Interrail in Norwegen
Ein Interrailticket ist eine Art Flatrate für Züge: Innerhalb eines bestimmten Zeitraums kann man mit dem Ticket jeden Zug nutzen. Es gibt einzelne Länderpässe und den Global Pass, mit dem man in jedem Teilnehmerland reisen darf.
Insgesamt machen 32 Länder mit. Damit kann man mit dem Interrail Global Pass so gut wie ganz Europa bereisen. Die Preise sind nach Alter gestaffelt: Je jünger der Reisende, desto günstiger wird das Ticket.
Mehr Infos und Tickets gibt es auf der Interrail-Website.
Seit Juni 2018 läuft eine Aktion der EU, bei der 15.000 kostenlose Interrailtickets an 18jährige verlost werden. Damit soll der Europagedanke und der interkulturelle Austausch unter jungen Menschen gefördert werden.
Für diese Gratis-Tickets kann man sich hier bewerben.
Wenn es nicht gleich Interrail sein muss, aber doch eine Bahnreise in Norwegen: Infos gibt’s auf der Website der norwegischen Bahn.
Im Snow in Tromsø Blog gibt es Tipps für Interrailreisen von Norwegen-Fan und Lokomotivführer Jan.
Ein Interrail-Ticket ist ja einige der günstigsten Arten durch Norwegen zu reisen. Warst du auch als Sparfuchs unterwegs und hast du Tipps, in Norwegen Geld zu sparen?
Günstig durch Norwegen reisen, ist ja fast ein Ding der Unmöglichkeit (du hörst mich vermutlich laut lachen). Aber ja, wir haben damals beide studiert, das Budget war eher klein, also bot sich das Interrail-Ticket an.
Außerdem wollten wir auch ein bisschen Abenteuer. Das Ticket hat uns 385,00 € gekostet, da wir unter 26 waren. Norwegen war das einzige Land, in dem wir dann für den Transport noch zuzahlen mussten, aber ohne die Busse kam man eben nicht weiter.
Beim Essen haben wir natürlich schon auf die Preise geguckt, bei einem Monat Aufenthalt in Skandinavien kann man nicht jeden Abend essen gehen. Wir haben uns in Supermärkten mit Lebensmitteln eingedeckt und dann so oft es geht draußen ein Picknick gemacht (ein Hoch auf Nugatti in Tuben) und abends im Hostel gekocht.
Hostels waren für mich die Neuentdeckung auf der Tour, da ich sonst eher ein altes Campingkind bin. Meine Freundin wollte allerdings nicht zelten, also haben wir in Hostels gewohnt. Die sind gut für den Geldbeutel und der Standart ist in Skandinavien wirklich hoch, da war ich selbst überrascht.
Fjordwelten-Tipp: Spare unterwegs Geld mit der richtigen Kreditkarte für Norwegen!
Hast du eigentlich viele andere Interrail-Reisende getroffen? Wie sieht es mit dem Kontakt untereinander aus?
Da das Schienennetz in Norwegen sehr überschaubar ist, hat man regelmäßig die gleichen Gesichter gesehen. Das kann positiv sein, manchmal aber auch ein bisschen lästig. Im Großen und Ganzen war der Kontakt untereinander aber gut. Wir haben die
unterschiedlichsten Leute getroffen, zusammen gegessen und man hat sich gegenseitig Tipps gegeben. Das war schon nett, alleine war man so nie.

Interrail-Reisen sind ja auch dafür bekannt, dass man mit jeder Menge Geschichten im Rucksack nach Hause kommt. Hast du eine lustige Anekdote auf Lager?
Oh ja, davon gibt es Einige, natürlich. Meine Lieblingsgeschichte ist die Folgende: Wir fuhren mit dem Bus von Balestrand nach Hellesylt. Zwischendurch mussten wir zwei mal den Bus wechseln. Der erste Busfahrer war gut drauf und hat an schönen Plätzen einen Fotostop gemacht. Wir konnten für 10 Minuten aussteigen um uns die Füße zu vertreten und natürlich um Fotos zu machen.
Mit uns im Bus war ein Pärchen, das bei jedem Stop die Nerven aller strapaziert hat. Es wurden Selfies gemacht und sie kamen einfach nie (!) pünktlich zum Bus zurück. Nach dem dritten Stop waren sowohl der Busfahrer als auch unsere Mitreisenden so genervt, dass wir beim letzten Fotostop, oben auf einem Berg, nicht mehr auf die beiden verliebten Selfiekönige gewartet haben.
Der Busfahrer fragte ob alle wieder zurück sind, wir nickten alle brav, die Türen gingen zu und wir fuhren los. Heute würde mich ja zu sehr interessieren, wie sie ohne Geld da oben weggekommen sind, denn der Bus fuhr nur einmal am Tag…
Nach deinen Erfahrungen mit Interrail in Skandinavien: Hast du Tipps für Leute, die eine solche Zugreise planen?
Mein Tipp ist: kurze Etappen, denn dann hat man mehr Möglichkeiten die Natur wahrzunehmen, zu fotografieren und zu genießen. Ich fand es oft schade, dass der Zug durch die Landschaft fuhr und ich nur bedingt Möglichkeiten hatte zu fotografieren. Es gab so viele schöne Momente die ich gerne festgehalten hätte.
Ein weiterer Tipp: genug Budget haben, Norwegen ist nun mal das teuerste Land und jede Krone umdrehen macht auch keinen Spaß – immerhin hat man ja Urlaub und der soll auch Spaß machen.

Abschlussfrage: Ich weiß, dass du riesiger Fan des Nordens bist und seit der Interrail-Reise schon mehrmals wieder in Norwegen unterwegs warst. Was hast du als nächstes geplant?
Ja, ich habe mehrere Jahre als Reiseleitung gearbeitet und war auch so in meiner Lieblingsstadt Bergen unterwegs.
Das größte Abenteuer wartet aber im Januar auf mich. Gemeinsam mit meinem Freund und meinen Eltern werden wir die Norwegen-Tour schlechthin machen: Von Kiel mit der Color Line nach Oslo, von dort mit der Bergenbahn nach Bergen. Am nächsten Morgen gehen wir an Bord der Hurtigruten und fahren bis nach Kirkenes. Das ist der nördlichste Punkt der Reise.
Danach fahren wir wieder Richtung Süden bis nach Trondheim. Von dort geht es mit der Dovrefjell-Bahn nach Oslo und mit der Color Line zurück nach Kiel.
Ich muss Dir nicht sagen wie sehr ich mich auf diese Reise freue, oder?
Nein, das musst du wirklich nicht – wow! Ich wünsche dir viel Spaß und werde eure Reise auf jeden Fall verfolgen. Vielen Dank für dieses Interview!
Über Mila:
Sharmila Stanossek ist ein echtes Kölsches Mädchen, studierte Skandinavistik und ist ein riesiger Reise-Fan mit einer Vorliebe für den hohen Norden. Außer auf Skandinavien und Kölsch steht sie auf Fotografie und ihren Verlobten Olli, mit dem gemeinsam sie den Reiseblog Helden Unterwegs betreibt.
Mila blogt außerdem auf ihrem privaten Blog Milas Welt und arbeitet als freie Autorin. Für Eindrücke von ihren Reisen (und tollen Norwegen-Fotos) solltest du ihr auf Facebook, Twitter und Instagram folgen.



Vielen Dank für deinen Besuch beim Fjordwelten-Norwegenblog!
Hast du Fragen oder Tipps zu Zugreisen in Norwegen? Ich freue mich über deinen Kommentar!
2 Kommentare
Schöner Beitrag wie sind ja auch Interrail Fans und Züge allgemein. Hier unser Beitrag über das Zugfahren in Norwegen https://www.mitkindimrucksack.de/norwegen/bahnfahren-in-norwegen/
LG aus Norwegen
Ina
Hey Mila,
danke für den Beitrag über Norwegen. Ich bin bis jetzt nur via Schweden nach Oslo gereist, was mir sehr gefallen hat. Dein Bericht hat mich inspiriert, das Land nochmal intensiver zu bereisen. Ich kenne einige Reisende, die bis in den Norden gefahren sind. Steht jetzt auf jeden Fall wieder auf meiner Bucket Liste.
Viele Grüße,
Julian